Urnengang. Nach dem Absturz der CSU bei der Landtagswahl ist Horst Seehoferam Ziel seiner Träume angekommen.


Von Christopf Trost und Carsten Hoefer, DPA
München. „Wer hätte das gedacht“, sagt Horst Seehofer, als er an diesem für ihn historischen Tag den Bayerischen Landtag betritt, und fügt hinzu: „Das ist der größte Moment in meinem politischen Leben.“ Wenige Stunden zuvor hatte ihm Bundespräsident Horst Köhler im Berliner Schloss Bellevue seine Entlassungsurkunde als Bundesagrarminister überreicht, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war dabei. Doch der frisch gebackene CSU-Chef ist nicht lange „arbeitslos“: Am frühen Montagnachmittag wählt ihn der Landtag in München zum neuen bayerischen Ministerpräsidenten. Um 14.20 Uhr nimmt er auf dem Sessel des Regierungschefs Platz. Er führt künftig die erste Koalitionsregierung im Freistaat seit mehr als vier Jahrzehnten. Gleich im Anschluss wollte er in die Staatskanzlei einziehen.

 

Von der Tribüne auf den Chefsessel
Die Wahl Seehofers ins höchste bayerische Regierungsamt ist der vorläufige Schlusspunkt unter vier spektakuläre Wochen für die Politik im Freistaat: Der dramatische Absturz der CSU bei der Landtagswahl am 28. September mit dem Verlust der jahrzehntelangen absoluten Mehrheit; der Rückzug Erwin Hubers als CSU-Vorsitzender; das Ende für Günther Beckstein als Ministerpräsident nach massivem Druck aus weiten Teilen der CSU; der Machtpoker um dessen Nachfolge; das neue Milliarden-Loch bei der Bayerischen Landesbank, das Erwin Huber zwingt, auch noch den Finanzminister-Posten aufzugeben; die hastigen Koalitionsverhandlungen mit der FDP; der CSU-Parteitag, der Seehofer zum CSU-Chef kürt; und nun die Ministerpräsidenten-Wahl.

Für Seehofer ist dieser Montag, wie er sagt, „der Höhepunkt meiner politischen Karriere“. Vor einem Jahr noch gegen Erwin Huber im Kampf um den CSU-Vorsitz unterlegen, soll er nicht nur die CSU aus ihrer schwersten Krise seit Jahrzehnten führen, sondern auch den Freistaat Bayern in eine gute Zukunft – die BayernLB hin oder her. Ein „Einschnitt“ sei dieser Tag schon, sagt Seehofer unmittelbar vor seiner Wahl. Muffensausen habe er aber nicht, er habe ja schon viel erlebt. Seehofer, den an diesem Tag seine Frau Karin und zwei seiner Kinder, Andreas und Susanne, begleiten, gesteht aber, ein „bissl angespannt“ sei er. „Eine Mischung zwischen Nervosität und Freude“, nennt er das. „Hast du deine Truppen beieinander?“, hatte Seehofer zuvor – vor der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags mit der FDP – noch zum CSU-Fraktionsvorsitzenden Georg Schmid gesagt.

Dass sich die Opposition vor dem Wahlgang genüsslich über Seehofer und die CSU hermacht, stört Seehofer, der zusammen mit seiner Familie erst einmal auf den Ehrenplätzen auf der Empore Platz nehmen muss, nicht. Amüsiert verfolgt er, wie SPD-Fraktionschef Franz Maget lästert, Seehofer müsse von der CSU „von der Besuchertribüne heruntergeholt werden“. Und wie Maget CSU-ler zitiert, die Seehofer noch vor einem Jahr teils scharf kritisiert hatten – und die ihn nun als Retter der CSU ansehen und zum Regierungschef wählen. Tatsächlich gibt es, das räumt ein CSU-Abgeordneter ein, schon einige in der CSU, die Seehofer nur mit der Faust in der Tasche wählen. Bei seiner Nominierung in der Fraktion hatte er ja auch 16 Parteifreunde gegen sich.

Seehofer bleibt auch gelassen, als ihm Grünen-Fraktionschef Sepp Daxenberger einen Geschenkkorb offeriert, mit „Kernseife zum Reinwaschen von der Politik der Vorgänger“ – oder mit Knoblauchzehen, um sich „allzu blutrünstige Parteifreunde“ vom Leibe zu halten. „Das gefällt euch wieder“, sagt Seehofer auf der Tribüne zu Journalisten.

Als Seehofer dann mit 104 von 184 Stimmen gewählt ist, spricht er von einem„ bewegenden Moment“. Und gibt als Leitmotiv seiner Regierung aus, „wo immer es geht“ die Lebensbedingungen der Menschen im Freistaat verbessern zu wollen. „Glück auf“, sagt er zum Schluss.

„Ein Amt auf Zeit“
Gleich im Anschluss wollte Seehofer in die Staatskanzlei fahren, wo ihn der scheidende Hausherr Günther Beckstein (CSU) begrüßen wollte. „In der Demokratie ist jedes Amt ein Amt auf Zeit“, hatte Beckstein, der gerade mal ein Jahr an der Spitze des Freistaats stehen durfte, noch am Mittag im Landtag gesagt. Und er sprach davon, dass „Kündigungsfristen“ in der Demokratie eben kurz seien.

Quelle: www.mittelbayerische.de

Foto: Rolf Poss, www.csu-landtag.de


 

   
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