Ein Freiherr mit besten und anderen Manieren
Erst neun Jahre besitzt Karl Theodor zu Guttenberg einen CSU-Mitgliedsausweis und jetzt ist er schon Generalsekretär. Manche vermissen den "Stallgeruch". Er selbst sieht sich nicht als "Hochgedienter", denn er habe er die "Ochsentour" nicht ausgelassen. Der 36-Jährige ist Nachfolger von Christine Haderthauer.
von Wolfgang Vichtl, BR, ARD-Hauptstadtstudio
Der junge Freiherr hat beste Manieren, aber er kann auch anders, notfalls schießt er auch gegen Parteifreunde aus der Union. Diese ließen bei ihren Äußerungen mitunter "eine gute Kinderstube vermissen", sagt er selbst. Und: Zudem sei "der gute Umgang untereinander" nicht immer gegeben.
Das war erst kürzlich, als vereinzelte CDU-Abgeordnete gezielt Zweifel streuten, ob die CSU, nach der verlorenen Landtagswahl in Bayern, wirklich noch etwas Besonderes sei. Aber sicher doch, war die Antwort des eigentlich für Außenpolitik zuständigen CSU-Abgeordneten Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg: Die Sonderrolle sei schon deshalb gegeben, da die CSU nun mal "eine eigene Partei" sei. Deshalb sollten die Christsozialen auch weiterhin auf ihren "Anspruch auf eine gewisse Sonderrolle" pochen.
Erst neun Jahre in der CSU
Das wird es sein, was der neue CSU-Vorsitzende Horst Seehofer von Guttenberg im Amt des Generalsekretärs erwartet. Vielleicht hat ihn aber auch beeindruckt, wie sich der 36-Jährige in die erste Reihe der CSU vorgearbeitet hat und plötzlich für fast alle Ämter gut war? Guttenberg ist erst seit neun Jahren Mitglied der CSU. Manche in der Partei vermissen den Stallgeruch. Guttenberg wiegelt da gern ab, er sei zwar "in relativ schnellen Schritten" die Parteileiter empor geklettert, doch die übliche "Ochsentour" habe er nicht ausgelassen. Schließlich habe er sich zunächst für die Kommunalpolitik entschieden. Es sei nicht sein Ziel gewesen, in den Bundestag zu gehen.
Seit 2002 sitzt Guttenberg im Bundesparlament, seit Stoibers Kanzlerkandidatur. Guttenberg ist einer aus der sogenannten "übernächsten Generation" der CSU, der "50minus" - der unter 50-Jährigen, die jetzt Lücken schließen kann, die Stoibers Personalpolitik hinterlassen hat. Guttenberg ist einer der wichtigen CSU-Bezirksvorsitzenden für Oberfranken.
Kein Senkrechtstarter und nicht hochgedient
Er hat sich aber nicht "hochgedient", sondern einfach - irgendwann im Herbst 2007 - kurz vor Mitternacht beim in Richtung BDI scheidenden Bezirkschef Werner Schnappauf angerufen und knapp mitgeteilt, dass er auch kandidieren werde. Gegen den verdienten Hartmut Koschyk, der als parlamentarischer Geschäftsführer immerhin die Nummer zwei in der CSU-Landesgruppe in Berlin ist. Eine fulminante Rede auf dem Bezirksparteitag - und Freiherr zu Guttenberg hatte die Mehrheit.
In aller Bescheidenheit, die er auch gern demonstriert. "Senkrechtstarter ist ein Wort, das nicht zu mir zu passen scheint", sagt er. Das werde gern überstrapaziert. Man dürfe nicht vergessen: "Je senkrechter man aufsteigt, umso größer ist dann auch die Fallhöhe." Ihm sei wohl bewusst, "wie schnell man auf die viel zitierte Nase" fallen könne.
Oberfanken ist Heimat
Der Bundeswahlkreis 241 - Kulmbach-Lichtenfels - bleibt Heimat, sagt Guttenberg. Dort haben sie ihn mit satten 60 Prozent wiedergewählt. Für die CSU ist er Obmann im Auswärtigen Ausschuss, im Bundestag spricht er kenntnisreich über den Einsatz in Afghanistan und über andere Krisengebiete dieser Welt.
Parteifreunde haben ihn freundlich darauf hingewiesen, in der CSU könne das eine Sackgasse sein, denn einen CSU-Außenminister werde es in keiner denkbaren Koalition geben. Aber natürlich habe ihn Innenpolitik auch schon immer interessiert, sagt er. Diese habe einen "immensen Reiz", das merke man vor allem im eigenen Wahlkreis. Dort interessierten sich die Leute im Zweifel weniger dafür "wie sich die Lage im Irak entwickelt". Entscheidend könne mitunter viel eher eine lokale "Klärschlammproblematik" sein. Da könne man dann "sehr schnell auf den Boden der Tatsachen runtergeholt" werden. Beste transatlantische Beziehungen und Bodenhaftung - bei Guttenberg scheint das zusammenzugehen.
Familie mit politischer Erfahrung
In der Familie derer zu Guttenbergs sammelt sich einiges an politischer Erfahrung quer durch die Jahrtausende: Schon im 17. Jahrhundert waren die Guttenbergs Fürstbischöfe zu Würzburg. Der Großvater war bei Kurt Georg Kiesinger CSU-Staatssekretär im Kanzleramt. Guttenbergs Vater allerdings trat 1992 wütend aus der CSU aus, weil sich der damalige bayerische Ministerpräsident Max Streibl geweigert hatte, an einer Demonstration gegen Antisemitismus teilzunehmen. Besonders stolz ist Karl-Theodor zu Guttenberg auf seinen Urgroßonkel: Der gehörte zum Kreis des Grafen Stauffenberg, im Widerstand gegen Hitler.
Quelle: www.tagesschau.de Foto: www.zuguttenberg.de/