Cham. Politikwissenschaftler Dr. Gerhard Hopp veröffentlicht zwei Bücher über die CSU.
Von Elisabeth Geiling-Plötz. Mit seinen Büchern wird sich Dr. Gerhard Hopp nicht nur Freunde machen. Das ist dem jungen Windischbergerdorfer durchaus bewusst. Aber beide Themen sind ihm wichtig, zu beiden will er Diskussionen auslösen — auch kontroverse. Seit Mai ist sein Buch „Machtfaktor auch ohne Machtbasis" auf dem Markt.

Darin beschäftigt sich der Politikwissenschaftler mit dem großen Einfluss, den die Sudetendeutsche Landsmannschaft nach wie vor in der CSU hat. Die CSU spielt in Hopps Alltag eine große Rolle, schließlich ist er seit jungen Jahren Mitglied der Partei und seit kurzem wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Abgeordnetenbüros von MdB Holmeier sowie MdL Sackmann. Damit lag das Thema des zweiten Buchs beinahe auf der Hand: „Die CSU: Ende einer Volkspartei? Strukturwandel, Modernisierung und Herausforderung." 

Am kommenden Freitag erscheint Hopps Bestandsaufnahme über Entwicklung und Zustand der CSU. Gemeinsamm mit zwei Mitherausgebern — einem Kommilitonen und seinem Professor — beleuchtet der 29-Jährige die Union. Die Ergebnisse sind auf 590 Seiten zusammengetragen. „Das ist eine umfangreiche Untersuchung rund um die CSU. Wir haben uns alle Parteiprogramme der vergangenen Jahrzehnte angesehen, haben das Verhältnis zu anderen Verbänden untersucht, mit Akteuren gesprochen und die Machtarchitektonik innerhalb der Partei hinterfragt", zählt Hopp die verschiedenen Facetten des Buchs auf. Das Ergebnis ist ein Gesamtbild der Partei von 1950 bis 2010. Dass manche These in dem Buch den Granden der Partei nicht gefallen wird, stört den Chamer nicht: „Wir wollten uns mit dem Thema konstruktiv und kritisch auseinander setzen. Dass man damit aneckt, ist normal." Allerdings weiß Hopp, dass viele in der Partei eben deswegen gespannt auf den Erscheinungstermin warten.

Abschied von „50 plus x"
Sein Fazit nach zwei Jahren Recherchen ist optimistisch ausgefallen: „Die CSU hat das Potential, Volkspartei zu bleiben." Was aber nicht heißen soll, dass es bei den nächsten Wahlen wieder 60 Prozent und mehr hageln wird. Da wird sich die CSU, so vermutet Hopp, eher an niedrigere Werte gewöhnen müssen.

Dass die Union aber gerne ihre alten Gewohnheiten pflegt, das beweist die enge Verbindung mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Der Verband hat immer noch sehr großen Einfluss in der CSU. „Mich hat die Frage interessiert, warum innerhalb der CSU die Bedeutung dieses Wählerpotentials so hoch eingeschätzt wird. Die Bedeutung wird sogar stärker wahrgenommen, als sie tatsächlich ist." Und das ist schon seit jeher so: Alle Ministerpräsidenten pflegten diese enge Verbindung. Das machte Altministerpräsident Edmund Stoiber im Gespräch mit Gerhard Hopp nochmals deutlich. Beide trafen sich zum Interview für Hopps Buch in München und der ehemalige Landeschef vertrat mit Nachdruck die These, dass die Union auf drei Gruppen in der Gesellschaft besonders achten muss — auf die Landwirte, die katholischen Kirchgänger und die Vertriebenen.

Überschätzte Bedeutung
Sein Nachfolger Horst Seehofer macht keine Ausnahme. Er ist allerdings der erste Ministerpräsident,der nun dem Nachbarland einen Besuch abstatten will. „20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wäre das eigentlich eine Selbstverständlichkeit", wundert sich der Politikwissenschaftler. So recht kann er nicht nachvollziehen, warum Unionspolitiker reflexartig alte Thesen der Sudetendeutschen Landsmannschaft nachbeten, ohne sich mit der politischen Wirklichkeit beim EU-Nachbarn überhaupt zubeschäftigen. Auf das heikle Thema ist Gerhard Hopp vor fünf Jahren gestoßen. Der Chamer absolvierte während seines Studiums an der Uni Regensburg ein Auslandssemester in Tschechien. Die Frage, warum das enge Netzwerk alle positiven geschichtlichen Entwicklungen übersteht, ließ ihn nicht mehr los. Er machte es zum Thema seiner Dissertation. Zwei Jahre lang recherchierte er dies- und jenseits der Grenze in Archiven, wertete Sekundärliteratur aus und sprach mit Vertretern aus Politik und Landsmannschaft. Das Ergebnis hat er in seinem Buch „Machtfaktor ohne Machtbasis?" festgehalten. Herausgekommen ist eine kritische Bestandsaufnahme über Arbeit und Einfluss der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Quelle: Chamer Zeitung     Bildquelle: Dr. Gerhard Hopp     Bildquelle Bücher: vs-verlag.de
 

   
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