sackmann3aDer Rodinger CSU-Politiker Markus Sackmann verarbeitet zu Hause seinen emotionalen Abschied von der Landespolitik und die Folgen seiner Gehirntumore.

Von Johannes Schiedermeier

CHAM. Der Ausnahmezustand hat sich auf den Schreibtisch ausgeweitet. In Markus Sackmanns Büro in der Heimrad-Prem-Straße 1 in Roding, herrscht derzeit Chaos. Täglich treffen irgendwelche Kisten aus München ein, deren Inhalt mehr oder weniger überraschend ist. Denn seit zwei Tagen ist die landespolitische Zeit des Staatssekretärs a.D. vorbei.

Sackmann greift in die Umzugskiste, die sein Fahrer noch am Dienstag vorbeigebracht hat. Eine letzte Fahrt im A 8 war angesagt, weil es Tradition ist, dass der Fahrer seinen Politiker nach der Verabschiedung ein letztes Mal nach Hause bringt. Ein kugelrunder mexikanischer Keramik-Radler kommt zum Vorschein. Sackmann grinst. Ein Geschenk des Botschafters.

Doch das Los des Markus Sackmann könnte härter nicht sein. Auf dem Sprung zur Krönung seiner Karriere, könnte er an diesem Mittwoch genauso gut als erfolgreichster Landespolitiker aller Zeiten aus dem Landkreis Cham dastehen. Denn in München zweifelt kaum einer daran, dass Sackmann diesmal mit einem Ministerposten nach Hause gekommen wäre.

Mut machen durch Umgang

Nun musste er das Handtuch werfen und erinnert sich noch immer mit Grauen an jenen Moment, der seinen Traum zerstörte. Noch am Wochenende zuvor hatte er im Juli diesen Jahres geglaubt, mit dem Ehrenamts-Kongress in Nürnberg eines seiner größten Ziele erreicht zu haben, als das Schicksal in Verkleidung einer Diagnose zuschlug. Gehirntumore, einer davon operabel, der Rest unheilbar.

„Das ist, als würde dich jemand von 250 auf 0 runterbremsen“, erinnert sich Sackmann. Öffentlich hat er seine Operation und das Ende seiner politischen Laufbahn derart mit Fassung getragen, dass er selbst für andere zur Stütze geworden ist. „Immer wieder reden mich Leute an, die selbst Krebs haben oder Angehörige betreuen. Die sagen mir dann, dass ihnen mein offener Umgang mit der Krankheit Mut gibt.“

Es tröstet Markus Sackmann, dass sein Leben einen Sinn hat. Er erntet die Früchte dessen, was er in 27 Jahren Landtag und davon sechs Jahren als Staatssekretär unermüdlich gesät hat: Die Ehrenamts-Card ist eingeführt, Lam arbeitet daran, Ausrichter der Special Olympics zu werden, neue Formen des Betreuten Wohnens machen sich breit. Überall sind die Spuren des unermüdlichen Staatssekretärs zu erkennen.

Er versucht es mit Humor

Das tröstet in Zeiten, in denen er müde wird. Nach solchen Interviews wie heute muss er sich am Nachmittag eineinhalb Stunden hinlegen. Und natürlich belastet es, wenn einem keiner sagen kann, wie lange man noch zu leben hat. Sackmann versucht es mit Humor: „Was soll ich tun? Auch wenn ich mich dort hinter den Sessel verkrieche und heule. Deswegen sagt der Krebs auch nicht: Also gut, ich pack’s jetzt. Tschüss!“

Runterbremsen ist auch so schon schwer genug für einen, der bis Juli noch 125 000 Kilometer durch das Bayernland gefahren ist, nach Odessa, Leipzig und Prag reiste, um Sozialpolitik zu machen. Nun steht der bekennende Morgenmuffel Sackmann um 6 Uhr auf und bringt seine Kinder zum Bus. Anschließend gibt es Frühstück mit Zeitungslektüre.

So richtig wach wird er auch heute noch erst unter der Dusche. Das war schon immer so, auch in den Zeiten, in denen er um 9.15 Uhr („Gott sei Dank erst da“) in München sein musste. Damals fiel ihm unter der Dusche ein, dass man die Ehrenamts-Card um eine Gold-Version aufmöbeln sollte, um besonders verdiente Personen auszuzeichnen. Antwort seiner Mitarbeiter: „Bitte nimma dusch’n, Herr Staatssekretär!“

Niemand hatte es ihm zugetraut, viele rieten ihm sogar von dieser Initiative ab. Aber am Ende schaffte der Staatssekretär auch den Moloch GEMA noch und trotzte ihm einen Rahmenvertrag ab, der das Kopieren von Kinderliedern in Kindergärten erlaubt.

Täglich 20 Tabletten

Was seinen Rückzug aus der Politik betrifft, schaut Sackmann nicht mehr zurück. Die Entscheidung war richtig. Der Stress wäre nicht durchzustehen. Täglich 20 Tabletten, dazu Chemotherapie. Seit neuestem noch ein intravenöses Medikament, um den Entzündungsherd rund um die Tumore zu bekämpfen.

Der Abschied in München zeigte einmal mehr den Beliebtheitsgrad des Politikers. Er bekam zurück, was er in den Jahren investiert hatte. Das wortlose Mitfinanzieren von Betriebsausflügen für bedürftige Mitarbeiter und das gute Verhältnis zu ihnen. „Wenn alle aufstehen und minutenlang applaudieren, dann heulst Du halt. Ich hab’ denen gesagt, sie sollen jetzt aufhören, weil ich es bisher eigentlich gut durchgehalten habe.“

Der Rodinger CSU-Politiker Markus Sackmann verarbeitet zu Hause seinen emotionalen Abschied von der Landespolitik und die Folgen seiner Gehirntumore.

Nun richtet sich Sackmann auf ein Leben nach dem Landtag ein. Noch immer wird im Vorzimmer seines Büros gearbeitet, als wäre noch Vollbetrieb. Sackmann arbeitet letzte Aufträge ab, versucht gerade eine Frau in Arbeit zu bringen, die sich beim Ministerium beworben hat.

Es bleiben genug Aufgaben

Außerdem sitzt an diesem Tag sein Nachfolger Dr. Gerhard Hopp schon draußen am Schreibtisch und bearbeitet gerade die Unterschriftsmappen. Die beiden verbindet ein unkompliziert-freundschaftliches Verhältnis und Sackmann freut sich über den nahtlosen Übergang.

Für ihn selbst gibt es auch jetzt noch genug Aufgaben. Er tritt wieder für den Rodinger Stadtrat an und für den Kreistag. Er bleibt Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes, arbeitet weiter für das BRK und ist Aufsichtsratsvorsitzender des Kolpingbildungswerkes Regensburg. Nur ein Schriftstück liegt ihm schwer im Magen: der Antrag auf Berufsunfähigkeit. „Da sträubt sich innerlich alles!“

Quelle: http://www.mittelbayerische.de

   
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