Gemeinde. Bürgermeister Edmund Roider stellte die „Pösinger Tradtition“ vor.
Der Fernsehsender TVA besuchte kürzlich die Gemeinde Pösing um über die Ortsrufanlage zu berichten. Bürgermeister Edmund Roider erzählte in kurzen Auszügen wie es zu dieser Ortsrufanlage kam.
In den 50er-Jahren bekamen viele Gemeinden mittlerer Größe (ca. 2000 Einwohner) von der württembergischen Firma ELA-GmbH ein Angebot über ein Lautsprechersystem, welches von einer zentralen Stelle aus betrieben werden konnte und besonders für Durchsagen und Bekanntmachungen geeignet war.
Anlage 1956 in Betrieb genommen
Am 4. März 1955 fasste der damalige Gemeinderat unter Vorsitz von Josef Roider den Beschluss, eine Ortsrufanlage mit zunächst 32 Lautsprechern anzuschaffen und zu installieren. Es mussten vomLandratsamt und der Regierung die Genehmigung eingeholt und eine Satzung erlassen werden, in der die Gebühren festgelegt und vor allem beschlossen werden musste, was durchgesagt werden darf. Die Gebühr betrug damals zwei DM, Vereinsdurchsagen und Sterbenachrichten waren kostenlos. Die Gebühren für den örtlichen Handel betrugen zwischen sechs und 16DM.
Als am 5. Januar 1956 nach halbjähriger Bauzeit (Lautsprecher wurden auf Hausdächer bzw. Masten montiert und mit isolierten Kabelleitungen im Hochbau verbunden) die Anlage in Betrieb genommen wurde, stand die zentrale Verstärkeranlage zunächst im Wohnzimmer vom damaligen Bürgermeister Josef Roider. Später wurde die Anlage in das Wohnhaus von Bürgermeister Ludwig Weiß umgesetzt.
1972 wurde die Anlage unter Bürgermeister Alfons Daiminger in die Gemeindekanzlei, wo sie heute noch steht, eingebaut. Die Anlage sollte nach 20 Jahren Miete in Eigentum der Gemeinde Pösing übergehen. Da die Fa. ELA-GmbH bald nach dem Verkauf der Anlage an die Gemeinde Pösing in Konkurs ging, hätte der damalige Konkursverwalter die Anlage zu einem Sonderpreis mit einer Einmalzahlung verkaufen wollen. Doch die Preisvorstellungen zwischen Gemeinde und Konkursverwalter waren zu weit auseinander, sodass die Gemeinde bis 1975 ihren Mietzins zahlen musste. Es gab aber auch immer wieder Probleme mit der Technik, der Konkursverwalter verweigerte mehr als einmal die Bezahlung der Reparaturen.
Ab dem Jahr 1978 unter Bürgermeister Wolf konnte auch der Ortsteil Langwald ans „Netz“ angeschlossen werden. Die alte ELA-Verstärkeranlage hatte ausgedient, eine neue gebrauchte Anlage wurde beschafft. Auch die anfälligen Freileitungen wurden als Erdkabel verlegt. Die Lautsprecher wurden ausnahmslos auf Masten gesetzt. 2005 hatte auch die „78er-Anlage“ kurz nach dem letzten Fernsehbeitrag des Bay. Fernsehens einen lauten Knall gemacht und ihren Geist aufgegeben. Sie wurde zwar notdürftig repariert, aber sie wollte einfach nicht mehr so richtig funktionieren.
Nach langer Suche wurde Bürgermeister Wolf fündig – ein junger Bursche aus Roding funktionierte eine herkömmliche Verstärkeranlage mit CD-Player so um, dass die Pösinger ab 2006 ihr „liebstes Kind“ wieder voll funktionsfähig „erleben“ konnten. Die Anlage wird heute mit 45 Lautsprechern und ca. 3800 Meter Erdkabel betrieben.
In den vergangenen 20 Jahren wurden die Durchsagen hauptsächlich vom jetzigen Ehrenbürger und damaligen 2. Bürgermeister Johann Nirschl und seit 1. Mai 2008 von der 2. Bürgermeisterin Gisela Riederer erledigt.
Ein Stück Tradition und Moderne
Politische Durchsagen sind grundsätzlich nicht gestattet. Auch die amtierende politische Gemeinde ist stolz auf die Anlage. Ohne den persönlichen großen Einsatz der jeweils amtierenden Bürgermeister Josef Roider, Ludwig Weiß, Alfons Daiminger und in den vergangenen 30 Jahren Friedrich Wolf, wäre die Einmaligkeit der Ortsrufanlage Pösing heute nicht mehr zu bewundern und für die Bürger in Pösing im „täglichem Gebrauch“ einsetzbar.
Die Ortsrufanlage ist kein Zeichen des „Hinter dem Mond leben“ sondern ein Stück Tradition und Moderne, das sich die Pösinger in den vergangenen 50 Jahren auch was Kosten haben lassen, so Bürgermeister Roider bei der Vorstellung der Anlage. (rtn)
Quelle: www.mittelbayerische.de